Sicherheit und Vertrauen – Angst ums Kind

„Ist mein Kind beim Anästhesisten in guten Händen?“ Das fragen sich viele Eltern vor einem Eingriff in Narkose.

Wenn bei einem Kind eine Operation oder Behandlung in Narkose ansteht, kommt seinen Eltern oftmals sehr konkret ins Bewusstsein, dass durch die ärztlichen Maßnahmen Gesundheit und Leben des Kindes bedroht sein könnten. Es stellen sich dann oftmals bei den Eltern Gefühle von Angst und Hilflosigkeit ein.

Denn obwohl wir jeden Tag in den Medien verfolgen können, dass unser Leben und das Leben unserer Kinder in keiner Weise absolut sicher ist, entsteht bei den meisten Menschen im Alltag eine Illusion, dass sie sich in (absoluter) Sicherheit befinden. Dabei sind wir permanent Bedrohungen von außen ausgesetzt, sei es durch Unfälle, Krankheiten, Naturkatastrophen oder durch von Menschen verursachte Einflüsse. Wenn wir diese Realität nicht im Bewusstsein haben, sind wir weniger gestresst und können unser Leben besser bewältigen. Insofern ist diese Funktion unseres Gehirns, solche Gefahren zu verdrängen oder zu leugnen, sehr sinnvoll.

Ein anderer Mechanismus unseres Gehirns, macht uns dann, wenn etwas Außergewöhnliches ansteht, das Leben eher schwer. Dann kommen uns Gedanken in den Sinn, die sich damit beschäftigen, was wir über Gefahren (z. B. bei einer Narkose oder Flugreise) gehört und gelesen haben. Und damit wird die wirkliche Gefahr in unserer Vorstellung häufig größer, als sie tatsächlich ist. Das Sammeln von weiteren Informationen verstärkt diesen Eindruck eher, als dass es beruhigt.
Manche Eltern sind aufgrund eigener schwieriger Vorerfahrungen sehr vorsichtig geworden. Dann fällt es ihnen vielleicht schwer, dem medizinischen Personal zu vertrauen.

Es fällt den Eltern dann auch nicht leicht, Fragen ihres Kindes (z. B. „Wache ich wieder auf?“) entspannt zu beantworten und ihrem Kind Sicherheit zu geben. Manche Eltern erklären ihrem Kind gar nicht, was ihm bevorsteht, um es nicht zu beunruhigen, – wodurch für das Kind andere Probleme entstehen können, die in einem späteren Blog-Beitrag angesprochen werden.

Manche Eltern versuchen, Kontrolle über die Situation zu bekommen, indem sie beim Vorgespräch beispielsweise Fragen zum Risiko stellen. „Da kann doch nichts passieren, oder?“, wäre eine typische Frage. Leider lässt sich diese Frage nicht einfach bestätigen, denn eine Narkose hat prinzipiell immer Risiken, auch wenn eine Narkose (in Deutschland) sehr sicher ist.

Was könnte nun Ihnen, den Eltern, in einer solchen Situation helfen?
Unser Vorschlag:
– Nehmen Sie Ihre Gefühle (z. B. Angst, Hilflosigkeit) einfach wahr. Sie gehören zur Gesamtsituation, die durch die Behandlung des Kindes entsteht, dazu.
– Lassen Sie Ihre Gefühle zu; versuchen Sie, diese Gefühle anzunehmen.
– Suchen Sie sich eine mitfühlende (erwachsene) Vertrauensperson und erzählen ihr von Ihren Gefühlen. In der Regel ist es für die Eltern hilfreich, wenn die Vertrauensperson ihnen einfach zuhört (ohne Ratschläge o. Ä. anzubieten).
– Sorgen Sie am Morgen des OP-Tages gut für sich (z. B. Frühstück in Ruhe, Zeitreserven einplanen). Vielleicht kann eine Vertrauensperson Sie dabei unterstützen.
– Sagen Sie den Ärzten beim Vorgespräch, dass Sie Angst haben und besorgt sind. Diese Information kann den Ärzten helfen, Ihre Fragen nicht als Misstrauen zu verstehen.