Muss zwischen zwei Narkosen ein bestimmter Abstand sein?

Die Frage, ob nach einer Narkose ein bestimmter Abstand zur nächsten Narkose eingehalten werden muss, wird sehr regelmäßig von Eltern und auch von Kinderärzten gestellt.

In der deutschen Anästhesiegeschichte gab es eine Zeit, in der diese Frage berechtigt war:

Ein Narkosegas, das in Deutschland vor dem Jahr 2000 zur (Kinder-)Anästhesie eingesetzt wurde, war Halothan. Bei der Anwendung von Halothan kam es sehr selten zu Leberschäden, insbesondere wenn Narkosen in kürzeren Abständen durchgeführt wurden. Zwischen zwei Narkosen mit Halothan sollten damals mindestens acht Wochen liegen. Halothan ist allerdings in Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr als Medikament zugelassen und wird hier nicht mehr zur Anästhesie beim Menschen benutzt.

Meine Antwort auf die Eingangsfrage lautet:
Nein, ein Mindestabstand zwischen zwei Anästhesien ist nicht erforderlich. Auch das Anästhesierisiko für den zweiten Eingriff verändert sich durch eine vorherige Narkose nicht.
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Mythen sind sehr langlebig

In der letzten Woche erzählten mir Eltern, deren Kind eine Zahnsanierung in Narkose bekommen sollte, dass sie den seit drei Wochen geplanten Termin beinahe abgesagt hätten, weil sie sehr in Sorge um ihr Kind waren, nachdem sie wenige Tage vorher bei einem Besuch in der Kieferklinik wegen akuter Schmerzen an einem Zahn von einer Mitarbeiterin gehört hatten: „Nur keine Narkose bei einem Kind, da sterben doch Gehirnzellen ab.“

In der Kieferklinik wurde der schmerzende Milchzahn mit einer Füllung versehen. Das Kind wurde dazu festgehalten. Die Eltern hatten in der Kieferklinik erzählt, dass ein Termin zur Zahnsanierung in Narkose bevorstand – und dann ungefragt diesen „Ratschlag“ von einer Mitarbeiterin im medizinischen Dienst gehört.
Nachdem sie im Vorfeld ausführlich mit der Kinderzahnärztin über Vor- und Nachteile einer Zahnsanierung in Narkose gesprochen und sich für dieses Vorgehen entschieden hatten, kamen sie nun in Gewissensnot. Letztlich vertrauten sie der Kinderzahnärztin mehr – und kamen zur Behandlung.
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Aua bedeutet nicht immer Schmerz

Eine kurze Begebenheit, die ich vor einigen Tagen erlebt habe, ist der Anlass, heute einen Beitrag zum Thema „Aua“ zu schreiben.

Die kleine Antonia liegt im Ruheraum einer zahnärztlichen Praxis auf einem Kinderbett und schläft – nachdem vorher eine Stunde lang ihre kariösen Zähne mit Füllungen und Milchzahnkronen versorgt wurden. Der Eingriff und die Narkose sind komplikationslos verlaufen. Ein Milchzahn konnte nicht erhalten werden und wurde von der Zahnärztin während der Narkosebehandlung entfernt. Dazu hat sie bei Antonia eine örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) eingespritzt.
Antonias Eltern sind bei ihr im Ruheraum und warten darauf, dass sie nach der Narkose wieder aufwacht. Nach einer halben Stunde bewegt sich Antonia und macht die Augen auf. Ihre Mutter spricht sie an und Antonia reagiert müde. Nach weiteren zehn Minuten fängt Antonia an zu weinen und schluchzt laut: „Aua, aua, aua.“ Ihre Mutter wendet sich besorgt an die Mitarbeiterin im Ruheraum und verlangt nach einem Schmerzmittel für Antonia.

Ich gehe zur Mutter und erkläre ihr, wie ich die Situation einschätze:
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Verständigung zwischen Arzt und Eltern

Welche Sprachkenntnisse kann ich bei meinem (Narkose-)Arzt voraussetzen?

Die einzige in Deutschland verbindliche Sprache ist Deutsch.

Um in Deutschland als Arzt arbeiten zu dürfen, müssen Ärzte, die aus anderen Staaten nach Deutschland gekommen sind, das Sprachniveau „B2“ (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen) nachweisen können. Zur Durchführung von Informations- und Aufklärungsgesprächen ist das Sprachniveau „C1“ erforderlich.
 
 
Welche Sprachkenntnisse sind bei den Eltern (Sorgeberechtigten) oder beim Patienten erforderlich, um ein ärztliches Informations- und Aufklärungsgespräch führen zu können (wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist)?

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Schadet Narkose dem Gehirn meines Kindes?

Die Frage, ob eine Narkose dem Gehirn des Kindes schade, habe ich heute von einer besorgten Mutter gestellt bekommen, die sich jetzt an Nachrichten vor einigen Jahren zu diesem Thema erinnerte, als eine Behandlung ihres Kindes in Narkose geplant wurde.

Meine Antwort war: „Nein, es ist kein sicherer Zusammenhang zwischen Narkosen bei kleinen Kindern und Störungen der Gehirnentwicklung bekannt.“
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Stress wegen Nüchternheit

Mein Kind wartet auf den Beginn der Narkose und hat Hunger oder Durst. Darf es wirklich nichts essen und trinken?

Das Kind darf vor der Narkose wirklich nichts essen und trinken!

Kinder sind oftmals wegen der erforderlichen Nüchternheit gestresst, wenn sie Hunger oder Durst haben und keine Nahrung bzw. keine Flüssigkeit bekommen dürfen. Insbesondere die ganz kleinen Kinder sind daran gewöhnt, dass ihre diesbezüglichen Bedürfnisse (Nahrung und Flüssigkeit) zeitnah erfüllt werden, und melden sich dann in der Wartezeit vor der Narkose möglicherweise lautstark mit Weinen und Schreien, wenn sie Hunger oder Durst bekommen.
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Sicherheit und Vertrauen – Angst ums Kind

„Ist mein Kind beim Anästhesisten in guten Händen?“ Das fragen sich viele Eltern vor einem Eingriff in Narkose.

Wenn bei einem Kind eine Operation oder Behandlung in Narkose ansteht, kommt seinen Eltern oftmals sehr konkret ins Bewusstsein, dass durch die ärztlichen Maßnahmen Gesundheit und Leben des Kindes bedroht sein könnten. Es stellen sich dann oftmals bei den Eltern Gefühle von Angst und Hilflosigkeit ein.

Denn obwohl wir jeden Tag in den Medien verfolgen können, dass unser Leben und das Leben unserer Kinder in keiner Weise absolut sicher ist, entsteht bei den meisten Menschen im Alltag eine Illusion, dass sie sich in (absoluter) Sicherheit befinden. „Sicherheit und Vertrauen – Angst ums Kind“ weiterlesen

„Falsche Frage!“ – Einschlafen mit leerer Harnblase

Wie können die Eltern dafür sorgen, dass ihr Kind beim Eingriff in Narkose „trocken“ bleibt?“

Eine typische Frage, die ich den Eltern meiner Patientenkinder beim Gespräch vor der Narkose stelle, lautet: „War Ihr Kind in der letzten Stunde zur Toilette?“

Regelmäßig wenden sich dann die Eltern dem Kind zu und fragen es: „Musst du mal?“ Dem folgt dann die Antwort des Kindes: „Nein“.

Meiner Erfahrung nach kennen Kinder (bis etwa zum 10. Lebensjahr) nur zwei „Zustände“: 1. „Ich muss nicht“, und 2. „Ich muss mal ganz dringend.“

Nun erkläre ich den Eltern, was diese Antwort des Kindes zu bedeuten hat: „Ein Kind sagt ‚Nein‘, wenn seine Blase nicht voll ist. Zwischen ‚leer‘ und ‚fast voll‘ sagt das Kind also: ‚Nein, ich muss nicht.’“ „„Falsche Frage!“ – Einschlafen mit leerer Harnblase“ weiterlesen

Kinder-Narkose.de ist 10 Jahre alt geworden!

Unsere Informationen für Eltern und Kinder sind aktualisiert worden. Die Website erscheint jetzt im neuen Design.

Im Beitragsbild lässt sich erkennen, wie von 2008 bis 2018 die Startseite von Kinder-Narkose.de aussah. Bei der Umstellung auf WordPress wurden einige Punkte überarbeitet. Und es gibt nun einen Blog zum Thema Kinder und Narkose.

Die Steuerung der Website funktioniert über die Menüleiste am oberen Rand.

Viel Freude und Inspiration beim Durchstöbern der Website!